Die Cantata für gemischten Chor und Klavier (oder Orgel) ist ein Frühwerk Ursula Mamloks, wenn man die Komposition einer Mittdreißigerin denn so nennen kann. 1958, zur Entstehungszeit des Stücks, hatte die Komponistin geradeihr Studium an der Manhattan School of Music beendet. In den Folgejahren, mit Studien bei Stefan Wolpe und Ralph Shapey, näherte sie sich der Reihentechnik an und entwickelte den typischen Stil, der in den späteren Jahrzehntetypisch für sie sein sollte. Die Cantata ist also das musikalische Zeugnis einer Übergangsperiode und nimmt, auch weil Chorkompositionen in Mamloks Schaffen selten sind, eine Sonderstellung ein. Allerdings eine äußerstreizvolle.Der etwa 7-minütigen, einsätzigen Komposition liegt der 1. Psalm in englischer Sprache zugrunde. Ritornellartig kehrt das Wort „Blessed“ wieder, mit Quartakkorden charakteristisch harmonisiert. Der Chorsatz ist äußerstvielfältig und bis zu achtstimmig aufgefächert. Immer wieder treten Soli aus allen Stimmgruppen hervor. Homophone kontrastieren mit durchbrochenen und imitatorischen Abschnitten, begleitete mit a cappella gesungenen. Interessantist auch die Instrumentalstimme, die nicht nur den Gesang begleitet, sondern individuell und in wechselhafter Gestaltung hervortritt.