Das Jahr 1648 - ein Jahr mit vielen Konnotationen, mit einer unglaublichen Spannung von "himmelhochjauchzend" bis zu "zu Tode betrubt": in Gestalt der letzten Kriegshandlungen im Rahmen des langen europaischen Konfliktes und des muhevoll ausgehandelten Friedens von Munster und Osnabruck, von gewaltigen sozialen Aufstanden und Herrscherwechseln, Palastrevolutionen und Turkenkriegen, Prozessen gegen Fursten und dynastischer Unsicherheiten, Reformbemuhungen und neuem Aufbruch in Architektur und Kunst, eines neu aufbluhenden literarischen Lebens. All das wurde durch die Medien zu einem europaischen Ereignis, breit kommuniziert und rezipiert. Die "Explosion" des Zeitungswesens hatte ihre Fruchte getragen. Der Historiker Heinz Duchhardt stellt eindrucksvoll dar, in welchem Ausmass das Schlusseljahr 1648 politisch, kulturell und gesellschaftlich pragend war und den Kontinent innehalten und Atem schopfen liess. Ein spannender Gang durch die europaische Staatenlandschaft.
Schon lange, bevor der Schriftsteller Bram Stoker seine legendare Figur "Dracula" erschuf, oder die Liebe zwischen dem Madchen Bella und dem Vampir Edward in "Twilight" die Phantasien von Jung und Alt bewegte, existierte im sudostlichen Europa der Glaube an Vampire. Thomas Bohn zeichnet den "Siegeszug" der Vampire von seinen Ursprungen in der Vormoderne bis in die westlichen Medien der Gegenwart nach. (Lang, endgultig) In nahezu allen Epochen und Kulturen hat es Geschichten von Wiedergangern gegeben, die nach dem Tode ihr Unwesen treiben, oder von unheimlichen Blutsaugern, die nachts aus ihren Grabern steigen und sich ihre Opfer unter den Lebenden suchen. Wie alle Mythen verandern sich auch Vampirgeschichten stetig und passen sich dem Zeitgeist an. So gilt seit dem Erscheinen des Dracula-Romans beispielsweise Transsilvanien, das "Land jenseits des Waldes", irrtumlich als die Heimat der Vampire. Thomas Bohn hat sich mit den Fragen, wann und weshalb das ostliche Europa zum Refugium der Blutsauger stilisiert wurde, auf die Suche nach den Ursprungen des Vampirismus gemacht. Der Osteuropahistoriker folgt den Metamorphosen des Vampirs, indem er die Angst der kleinen Leute vor den Seuchenherden aufgeblahter Leichen von der Blutsaugermetapher der Gelehrten unterscheidet. Seine Reise in die Vergangenheit zeigt, dass das Bild des Blutsaugens im lateinischen Abendland lange vor der Entdeckung der Vampire im Donau-Balkan-Raum gepragt wurde. In diesem Sinne rehabilitiert dieses kenntnisreiche Buch den Vampir als einen europaischen Mythos.