Was ist das Besondere und Reizvolle an einer Kommunikationsform, in der visuelle und auditive Kanale wegfallen, sich geographisch distanzierte Personen schriftlich und beinahe zeitgleich austauschen? Was machen (un)bekannte Personen, wenn sie in Chats miteinander kommunizieren? Wie werden in der Chat-Kommunikation identitatsstiftende Aspekte vermittelt und Beziehungen ausgehandelt in einem Medium, das sich auf einen einzigen, schriftbasierten Kanal beschrankt? Wie sieht die dadurch hergestellte soziale Wirklichkeit aus? Nach eingehender Analyse einzelner Phanomene (Stereotypenvermittlung, Humor, Hoflichkeit, Status und Macht) kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass Chats mediale Erscheinungen sozialer Welten darstellen und performanzorientiert sind. Mit dieser Kennzeichnung tragt er der Feststellung Rechnung, dass die Kommunikation im Chat prozessual ausgerichtet und ausserst dynamisch ist. Die Analysemethode schliesst eine Fulle von Literatur ein, die innerhalb der germanistischen Sprachwissenschaft nicht zum Standard der Analyse von Kommunikation gehort. Hierdurch kann der eingeschrankte Blick auf das sprachliche Produkt uberwunden und die Perspektive auf Kommunikation als Prozess gewonnen werden.