In den Florentiner Bildhauerwerkstatten der Renaissance war es gangige Praxis, Totenmasken und Lebendabgusse von Gesichtern als Hilfsmittel fur Portratplastiken zu verwenden. Im Kontext zeitgenossischer Kunsttheorie wirkt der Naturabguss als Mittel zur Gewinnung von Realismus jedoch wie ein Fremdkorper: Gefordert wurde die freie Gestaltung, nicht die mechanische Reproduktion. Moritz Siebert beleuchtet die Hintergrunde des notwendigen Kunstgriffs und zeigt auf, dass ein veranderter Markt in der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts auch zu einer neuen Kauferschicht fuhrte. Zunehmend entstammten die Abnehmer der Kunstobjekte wie Devotionsstucke oder Portratbusten in Terracotta auch dem einfacheren Burgertum, sodass Bildhauer gunstig und in grossen Mengen produzieren mussten. Doch der Abguss von einem Gesicht besass noch einen weiteren Wert, der uber die Qualitat eines prazisen und okonomisch gefertigten Portrats hinausging, Portratformen kamen auf, die genau diese Qualitat des Gesichtsabgusses als Merkmal forderten.