E-raamat: GegenwartsbewƤltigung: Jalta. Positionen zur judischen Gegenwart 04

Nach einer langen Phase der VerdrƤngung ist Deutschland nun ''Weltmeister der VergangenheitsbewƤltigung'' und hat das ''dunkle Kapitel'' seiner Geschichte erfolgreich in das Masternarrativ einer vereinigten bundesrepublikanischen IdentitƤt integriert. Mit der heutigen Erinnerungskultur ist zugleich ein Ort geschaffen, an dem Ć¼ber gegenwƤrtigen Antisemitismus und Rassismus diskutiert wird, als fƤnden sie in luftleeren RƤumen statt. Wir leben in einer Gegenwart, in der das Gedenken an die Shoah zwar StaatsrƤson ist, selbstbestimmte Erinnerung aber erkƤmpft werden muss. In der Opfergruppen vergessen und diskriminiert werden. In der die Vergangenheit instrumentalisiert wird, um Migrant*innen auszugrenzen. Vor diesem Hintergrund sind JĆ¼dinnen und Juden mit der Erwartung einer deutschen Dominanzgesellschaft konfrontiert, den sonderbaren deutschen Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu bestƤtigen. JĆ¼disch-deutsche sowie innerjĆ¼dische WidersprĆ¼che kƶnnen nicht thematisiert werden, KontinuitƤten rechter und antisemitischer Gewalt bleiben unbenannt.Wie aber wirkt die Vergangenheit in die Gegenwart hinein? Wer erinnert sich (nicht) und wer wird (nicht) erinnert? Inwiefern kann von einem kollektiven GedƤchtnis gesprochen werden, wenn es um die Entlastung der deutschen TƤter*innengesellschaft geht, die sich jĆ¼discher und migrantischer Positionen lediglich bedient, um die eigene Gutwerdung zu inszenieren? Auf welche Weise liegt in dem Konzept postmigrantischer Gesellschaft en die Chance fĆ¼r eine Intervention?