In diesem Buch berichten 20 Wissenschaftler/innen aus ihren praktischen Erfahrungen in der Feldforschung im Bereich der Sozialgeographie. Im Einzelnen gehen sie auf die Herausforderungen bei der Konzeption, im Prozess der Durchführung und im Nachgang von Datenerhebungen ein. Sie diskutieren zeitliche, inhaltliche und organisatorische Aspekte und beleuchten, wie Entscheidungen im Feld Erfolg und Misserfolg von Forschung maßgeblich prägen. Ihre Erlebnisse an diversen Orten wie Mittel- und Osteuropa, den Steppen Kasachstans sowie in schrumpfenden Regionen oder in ostdeutschen Jugendklubs bilden die Grundlage für Reflexionen über schwierige Entscheidungen im Feld. Zudem diskutieren sie den Umgang mit sich ändernden Forschungsfragen, widerspenstigen Journalist/inn/en und aufkommenden Shitstorms. Das Buch richtet sich an Nachwuchswissenschaftler/innen, die im Vorfeld ihrer ersten Feldforschungen mit Problemen konfrontiert werden, die zumeist von Methodenhandbüchern nicht berücksichtigt werden.
Arvustused
... richten sich an Studierende und Promovierende, die sich in ihren Abschluss- und Qualifikationsarbeiten der Erforschung von sozialräumlichen zusammenhängen widmen möchten, bieten aber auch hilfreiche Ansätze zur Selbstreflexion und Reflexion für erfahrene Praktikerinnen und Praktiker. ... ein unterstützender Begleiter durch den Forschungsprozess sein kann. (Kristina Rubarth, in: Geographische Rundschau, Heft 1-2, Januar-Februar 2019)
1 Ins Feld und zurück: Begegnen, sich positionieren, entscheiden.- Teil
1: Konzeption von Feldforschung.- 2 Der Konjunktiv ist das Problem.
Zirkularität, Performativität und Reifikation in der geographischen
Feldforschung.- 3 Zwischen den Stühlen. Ein Ausflug in die
Interdisziplinarität.- 4 Handeln im Konflikt. Humangeographische
Auftragsforschung zwischen Neutralität und Auflagenerfüllung.- 5 Grounded
Theory schlank gedacht. Praxisnahe Forschung zwischen Wissenschaftlichkeit
und Pragmatik.- 6 Learning by doing. Herausforderungen und Methoden
transnational vergleichender Forschung.- 7 Auf der Suche nach der verlorenen
Zeit. Empirische Erhebungen planen.- 8 Immer Ärger mit der Technik. Auf der
Spur eines gespannten Verhältnisses.- 9 Wenn Eine eine Reise tut Wie
passen Feld, Forschung und Familie unter einen Hut?- Teil 2: Durchführung von
Feldforschung.- 10 Zutritt verboten? Mit Hürden beim Feldzugang konstruktiv
umgehen?- 11 Zwischen Anpassung und Manipulation. Zum Umgang mit
räumlich-institutionellen Gegebenheiten des Erhebungskontextes.- 12 Ein
schmaler Grat: Neutralität und Positionierung in der wissenschaftlichen
Praxis.- 13 Erwartungen gibt es immer. Aber wie geht man damit
um?- 14 Besonders sensibel. Wie sich heikle Themen dennoch angehen lassen.-
15 Risiken und Nebenwirkungen. Unbehagliche Begegnungen zwischen Forschenden
und Beforschten.- 16 Der Datenträger im Brillenetui. Feldforschung in
autoritären Staaten.- 17 Rauchzeichen und Zwischentöne. Unterwegs mit
Zigarette und Vignette.- Teil 3: Auswertung, Veröffentlichung, mediale
Präsenz.- 18 Von der Auswertung zum Gegenstand. Wenn die Methode ein
Eigenleben entwickelt.- 19 Wie relevant ist die Interviewdauer? Zum
angemessenen Umgang mit sehr unterschiedlichen Gesprächen.- 20 Yes, we can(?)
Kommunikative Validierung in der qualitativen Forschung.- 21 Wie
Sachsen-Anhalt die stärkste Abwanderung Europas erfuhr. Zur Kommunikation von
Wissenschaft in den Medien.- 22 Shitstorm, flaming, public shaming. Wenn
Wissenschaft und Wissenschaftler/innen Wellen der Empörung auslösen.
Die Herausgeber/innen sind Wissenschaftler/innen am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig (IfL). Frank Meyer forschte über das europäische Grenzregime und dessen Kommunikation in der Politik. Bis 2016 arbeitete er zudem an Schrumpfungsdiskursen in schrumpfenden ostdeutschen Regionen. Zusammen mit Dr. Judith Miggelbrink beschäftigt er sich im SFB 1199 mit einer vergleichenden Fallstudie zu Organspende und Organtransplantation in Europa. Dr. Judith Miggelbrink arbeitete bisher an Theorien des Räumlichen in der Geographie, zum europäischen Grenzregime, zu visuellen Geographien und Geographien der Gesundheit. Sie koordiniert den Forschungsbereich Raumproduktionen im Verhältnis von Staat und Gesellschaft. Dr. Kristine Beurskens beschäftigte sich mit dem europäischen Grenzregime, kritischer Geographie sowie qualitativen Methoden. Sie organisiert die IfL Forschungswerkstatt zu praktischen, methodischen und ethischen Aspekten empirischen Forschens in der Geographie.