In den Beiträgen dieses Bandes wird ein unter historisch-politischen und kultur- und literaturgeschichtlichen Aspekten bedeutsamer Zeitraum neu ausgeleuchtet. Das Scheitern der Revolution 1848/49 zwang zu vielen Formen der Reaktion und Bewältigung: zum Abschwören alter Ideale und zur Suche nach "realitätstüchtigen" Programmen, zum beharrlichen Verfolgen der Emanzipation sowie zur Transponierung revolutionärer Impulse in die Kunst und Literatur. Die übergreifende Leitthese lautet: Die Verarbeitung der gescheiterten Revolution gehört zum Ursprung der ästhetischen Moderne und des modernen Denkens, der Nachmärz ist das "Laboratorium" der Moderne.
I. Vormärz-Nachmärz: Heinrich Heine.- Das bessere Lied Nachmärz im
Vormärz. Zu Heinrich Heines Weg der Kunst Dezember 1841 Januar 1844.- Heine
und Baudelaire eine vergleichende Lektüre.- II. Kontinuitäten und Brüche.-
Der Streit als symbolische Form. Lessing, Heine, Nietzsche.- Gottfried
Semper: Destruktion und Reaktivierung des Klassizismus.- Carl Blechen der
Widerstand gegen das Erhabene.- Melancholie in Farbe.- Hinschwinden aus der
Gegenwart. Richard Wagner nach der Revolution. Ein essayistischer Exkurs.-
III. Paris und anderswo: Zur Urgeschichte der Moderne.- Paris, die Mode und
das Moderne.- Edgar Allan Poes detektivische Methode und ihre instrumenteile
Zukunft.- Deutsche Juden in Paris um 1850.- Nietzsches Antwort auf die
Pariser Positivisten und Experimentalisten.- Vom Ewigen und Flüchtigen zum
ewig Flüchtigen. Die erste Londoner Weltausstellung als Wahrnehmungsproblem.-
Die weiße Stadt. Die Weltausstellung von 1937 und der Mythos der ville
lumiere.- IV. Zum Skandalon des imaginären Juden.- Was wüßte deutsches
Hornvieh mit den délicatesses einer solchen Natur anzufangen! Nietzsche über
Heinrich Heine.- Die Erfindung des Homosexuellen. Ein Motiv der Wissenschaft
und Literatur des
19. Jahrhunderts.- Freud liest Heine liest Freud.- V.
Poetischer Realismus.- Fettaugen über der Wassersuppe frühe
Moderne-Kritik beim späten Gottfried Keller. Die Diagnose einer
Verselbständigung der Zeichen und der Ausdifferenzierung autonomer
Kreisläufe.- Der Shawl des Theodor Storm. Oder: Das Schreiben und der Markt.
Ein literaturhistorisches Divertimento.- Stifter Naturreservate und
künstliche Paradiese nach 1848.- VI. Nachgeschichten.- Aspekte des
nachrevolutionären Expressionismus.- Mit Lorbeer undSchwert. René Schickele
über Heinrich Heine.- Zur Kritik der einfachen Politisierung. Die Ästhetik
des Widerstands als Nach-68-Roman.- Die nachrevolutionäre Privatheit.
Fragmente einer Analyse des Lebensstils der Generation von 1968.-
Schriftenverzeichnis von Klaus Briegleb.- Zu den Autoren.
Dr. Thomas Koebner ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Marburg. Dr. Sigrid Weigel ist ord. Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich.